Dunkle Schwärze liegt schwer auf der Erde, Dunstschwaden durchdringen den Raum, lassen diffuse Gestalten in der Ferne verschwimmen, verschwinden, drücken in aller Schwere auf die Umgebung nieder, lassen Ruhe einkehren.
Eine lange Zeitlang haderte ich sehr mit Zitaten, mit meinen eigenen Texten, Gefühlen und Ansichten - das Problem bestand darin, dass die individuelle Welt immer nur einen Bruchteil der Wahrheit darstellt und somit niemals allgemeingültig ist. Und das ist absolut verständlich – die Gesellschaft ist vielfältiger als ein einzelner Mensch. Dennoch versuchte ich, die Zeilen so breitgefächert und allgemeingültig wie möglich zu halten.
So viele Gedanken rasen durch den Kopf, wie Flummi's, hin und her, werden immer mehr, doch anstatt sie aufzuschreiben, sitzt man wie erstarrt da, ertrinkt auf dem Grund eines Luftmeeres. Der Kopf ist voller Gedanken. die geäußert und zugleich in die tiefsten Winkel des Seins verschlossen werden wollen; man möchte am liebsten schreien und sich gleichzeitig zu einer Kugel zusammenrollen, in Watte eingehüllt, nichts nach Außen dringen lassend.
Zwischen Wänden aus Vorurteilen sitzen wir gefangen und sehen einander nicht.
Kennt ihr diese Stille, in welcher man eine Stecknadel auf dem Boden aufkommen hören könnte, wenn der Lehrer in die Klasse fragt, ob noch jemand etwas zu sagen hätte und sich keiner meldet, sondern jeder bloß stumm nach vorne blickt; oder wenn man mit einer fremden Menschengruppe unterwegs ist; oder wenn man vollkommen still mit Freunden zusammen sitzt; oder wenn man unerwartet auf jemand Altbekanntes trifft, der bereits so altbekannt und vergessen ist, dass man kein Konversationsthema findet? Jedes mal ist die Luft in Unbehagen getränkt; so dicht, dass man sie durchschneiden könnte. Und anstatt darüber nachzudenken, über welche belanglosen oder wichtigen Themen man sich unterhalten könnte, welche Neuigkeiten man über alle Ecken und Enden erfahren hat, geistern einem permanent die Gedanken durch den Kopf, wie unangenehm die Situation doch ist, der Wunsch, die anderen mögen doch bitte etwas sagen. Die innere Anspannung steigt, die Umgebung kommt zum Stillstand. Wie ein Echo erschallt: Warum können sie denn nicht irgend etwas sagen? Immer wieder. Daraufhin, ganz verzweifelt: Haben sie denn nichts zu berichten?
Und dann kommt einem der Gedanke, dass es den anderen vielleicht ebenso ergeht, verzweifelt, in sich gekehrt. Vielleicht erklingen just in dem Augenblick unzählige Gedanken in deren Köpfen - und je länger man darüber nachsinnt, lauscht, desto sicherer ist man sich darüber, aus weiter Ferne etwas zu vernehmen. Von überall brausen sie simultan auf, als hätte jemand den Lautstärkeregler aller unausgesprochenen Worte aufgedreht, der zuvor nur leise im Hintergrund, im Kopf eines jeden einzelnen gespielt hat. Man kann ihre Bedeutung zwar nicht verstehen, nur das laute Brummen und Vibrieren hören, doch dieser stille Raum ist von nun an mit Geräuschen durchflutet, die Situation nicht mehr vollkommen unerträglich unbehaglich.