Einer der Vorteile, den das Schreiben von fiktiven Texten mit sich bringt, ist, dass niemand wirklich sagen kann, ob das Geschriebene ein Teil der Geschichte des Autors ist oder ihn lediglich berührt hat, ob die dortigen Gefühle die Seinen sind, von jemand anderem stammen oder erdacht wurden.

Es ist, als besuche der Leser einen thematischen Maskenball, wo die unterschiedlichsten und ähnlichsten Menschen sich auf einen Saal begeben, ihr Motiv auf mannigfaltige Art und Weise darstellend; die eine Darstellung erscheint dem Leser plausibel, die andere kann er aus seinem tiefsten Inneren nachvollziehen, andere hingegen sind ihm fremd und unverständlich. Und der Autor wandelt als Gastgeber unter ihnen, unerkannt, maskiert. So stürzt sich der Fremde ins Getümmel, betrachtet das bunte Treiben auf dem Schauplatz, nähert sich dem Gesehenen an oder entfremdet sich davon. So tanzt und unterhält er sich mit ihnen, und obschon er nicht direkt auf der Suche nach dem Gastgeber, hält er ab und an nach ihm Ausschau, hegt den ein oder anderen Verdacht, welcher sich nie bestätigt.

Währenddessen ist dieser nahezu schockiert darüber, wie offensichtlich er sich manchmal zu erkennen gibt, entblößt dastehend, für alle Mann sichtbar, nackt, vollkommen in sich selbst vertieft, keine Maskerade spielend, viel mehr Gesicht zeigend, als ohne Maske der Fall wäre. Es kommt ihm beinahe so vor, als kehre er sein Innerstes nach außen und schreit seinem Gegenüber all die Gedanken ins Gesicht, einen elementaren Bestandteil seiner selbst.

Als Leser übersieht und vergisst man das recht schnell, auch mir kommt manchmal erst im Nachhinein die Frage auf, weshalb die Person, der Autor so geworden ist, wie er nun einmal ist, welche Umstände ihn geprägt haben, wie intensiv diese Person fühlt, wie Intelligent sie ist, sodass all das Gezeigte, Beschriebene, im Kopf entstandene Bild in dieser Form entstanden ist. Dennoch werden die Leser niemals ein Viertel der Antwort erhalten. Ebenso soll es sich verhalten, wenn ihr die Texte von mir, einem blutigen Möchtegernschreiber, durchlest oder zumindest überfliegt.

Die meiste Zeit betrachtet der Gastgeber, ab und zu die Maske wechselnd, diese neue, ihm fremde und doch vertraute Person fasziniert, sieht, wie diese mit Dutzenden von Charakteren in Berührung kommt und zu verstehen versucht, während er hie und da die Stirn in Falten legt, darüber sinnierend, ob er dieses Mal richtig liegt.

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