Gemächlich gleiten die Räder über den heißen Asphalt, Felder, Bienenweiden und Dörfer streichen an einem vorbei, die Musik dröhnt aus den Lautsprechern, die Zeit scheint für einen klitzekleinen Augenblick stehen zu bleiben, die Last auf den Schultern ist vorübergehend vergessen, vom Winde aus dem Fenster geweht.
Man atmet frei, einmal keinen Erwartungszwängen unterworfen, nicht genötigt, produktiv tätig zu werden, dem im Inneren auf und ab tigernden Arbeitswesen nachzugeben, welches kurzzeitig verstummt und sich in die entlegenen Winkel des Geistes zurückzieht. Stattdessen kann man die Gedanken schleifen lassen, das Gefühl der zarten Hände des Windes in den Haaren genießen, dessen kühlende Brise auf der Haut, während man eine CD nach der anderen hört. Ungestört kann man der Dämmerung entgegenblicken, im gelb-orang glühenden Auge, welches alles aufrecht erhält, versinken, darüber sinnierend, wie klein man doch eigentlich ist, ein Wimpernschlag im geraumen Gefüge der Zeit. Und diese Überlegung ist auf eine Weise tröstlich, wie selten etwas in den düsteren Nebelwirrungen des Alltags zu lindern vermag.
Es ist den unendlichen Weiten, dem Schicksal egal, ob ich mein Bestes leiste oder das Schlechteste in mir zu tragen kommt. Zumindest diese Entscheidungen, welcher Teil in einem obsiegen soll, kann ein jeder frei wählen . Und wer sind schon die anderen, Staubkörner der Zeit, dass sie einen Koloss wie die Unendlichkeit niederringen wollen. Und wenn man vor ihr nicht kapituliert, warum sollte man es vor den anderen? In Millionen Jahren, oder sagen wir, in ein paar Jahrhunderten, so wie es die Menschen treiben, wird alles vergessen und vergangen sein, all die Nichtigkeiten und die großen Werke. Wie der entschwindende Blick der Sonne wird alles vergehen, und wer weiß, vielleicht entsteht daraufhin erneut etwas. Doch bis dahin, in diesem Nanometer großen Abschnitt auf der Zeitschiene, kann man so hell leuchten, wie man möchte, wie man kann, ohne dass andere einen in ihrem Strudel der Tristheit mit hinunter ziehen. In all der Ungewissheit kann man wenigstens versuchen, dem Leben einen Sinn, ihm zusätzlich Farbe und Klang zu geben.
Die Nuancen der untergehenden Abendsonne verschwimmen vor den Augen und andere Bilder steigen in einem herauf, Bedauern und Reue drücken auf den Magen, all die kostbaren Momente, welche verstrichen, in denen man sich etwas nicht traute, aus Angst vor der Missachtung, gar vor der Beachtung anderer. All die Momente, in denen man wie gelähmt war, aller Augen auf sich spürend, werden in eine Kiste gepackt und verschlossen, mit dem Siegel versehen, es das nächste Mal besser zu tun. So wie die Nacht aufzieht, in der Dunkelheit heimisch fühlend, steigt auch der Mut wieder an, denn innere Ruhe kehrt langsam wieder ein. Man entrückt der Außenwelt, verschmilzt mit den Schatten, sieht die fernen Sterne aufziehen und mit ihnen all die fernen Träume, welche nicht mehr ganz in ungreifbarer Nähe zu sein scheinen.
Und so sehr der Alltag, das Leben mit ihren Lebewesen einen in seiner Freiheit beschneidet, in diesen Momenten fühlt es sich beinahe so als, als wäre man es: Frei und losgelöst von allem, sich sicher und geborgen fühlend, allein. Bis man an seinem Ziel ankommt. Dann landet man wieder langsam auf dem Boden der Tatsachen. Und vielleicht ist das manchmal ganz gut so; Wer wüsste schon, wohin man schwebte, verloren, irgendwo gestrandet, wenn einen nichts mehr auf der Erde halten würde? Doch manchmal sollte man nach den Sternen, oder zumindest nach sich selbst greifen, etwas freier atmen.