Vornüber gebeugt sitzt das Wesen in einem gläsernen Raum, von außen verhangen, sodass das Licht gedämmt wird, bis beinahe nichts mehr innen ankommt. 

Tränen laufen unaufhörlich über die bleichen Wangen, stunden-, gar tagelang. Vom Tröpfeln aus verwandeln sie sich zu einem stetigen Strom, der einem Wasserfall gleich beginnt, den Raum mit Flüssigkeit und Getöse gleichermaßen zu füllen. Manchmal ist der Lärm nicht ganz so durchdringend, sodass das einsame Wesen die kleine Ente bemerkt, die sanft - mit der Zeit immer drängender - am Hosenbein zupft und versucht, dessen Aufmerksamkeit auf den ansteigenden Wasserspiegel zu lenken. Doch dieses weiß nicht, wie es den unaufhörlichen Strom stoppen, ihm den Hahn zudrehen soll. So erstarrt, die Ohren mit Moos überwuchert, bekommt es nur gerade so mit, wie die Graupapageien suchend mit ihrer Frage drängen, wo der denn Schlüssel sei.

Das Wesen kann sich nur noch gerade so eines Schlüssels entsinnen, doch zu ermessen, wo dieser verborgen liegt, weiß es nicht. Manchmal fühlt es sich bereit genug, ihnen bei der Suche zu helfen, indem es versucht, das Licht der Kerze in seinem inneren auszuweiten, sodass die Strahlen auch verborgene Winkel zutage fördern. Doch nicht allzu selten werden die wärmenden Flammen zurückgedrängt, da die Eiseskälte des Wassers die Beine hochkriecht, das ganze Sein durchdringt.

So steigen sie gemeinsam immer weiter gen Decke, die Papageien unermüdlich ihre Bahnen ziehend, das Entlein am Hosenzipfel festhaltend, während das Wesen auf einem schmalen Floß sitzt, und spüren allesamt die dünner werdende Luft. Doch als alle denken, der Raum würde bald aus allen Nähten platzen und könne keinen Tropfen mehr fassen, versiegt der allmählich rot gewordenene Strom.

Das Entlein klettert langsam auf den Schoß des Wesens, nachdem es keine Angst mehr haben muss, fortgespühlt zu werden, reibt seinen Kopf daran und wärmt zugleich die kalt gewordenen Finger. Die Graupapageien lassen sich auf den Schultern des Wesens nieder, betupfen die aufgeriebenen Wangen.

Der feste Druck der Krallen, das Gewicht von Leben auf den Schultern und die wohlwollende Berührung führen allmählich dazu, dass das Eis von dem Wesen weicht, Gefühl in die tauben Glieder zurückkehrt, sodass die Augen sich endlich wieder Öffnen lassen und zum ersten Mal seit langem tiefe Atemzüge die Lungen von ihrem angesetzten Staub befreien. Die Kerze bekommt für den Anfang wieder genügend Treibstoff, sodass sie ihre tastenden Strahlen immer weiter aussendet und das Wesen schlagartig seine Finger, mit denen es zuvor die abgemagerte Ente zaghaft gestreichelt hat, zur linken Brust hoch reißt. Dort öffnet es erst ein Türchen und mit tastenden Augen später auch eine Klappe, aus der sengendes Licht hervor dringt. Daraufhin knirschen die Graupapageien mit ihren Schnäbeln. 

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