Zur Reiselektüre: „Hauptsache weit“ - Sybille Berg
Innerer Monolog
Ein unglaubliches Gefühl frei zu atmen. Schon fast vergessen, wie das ist. Könnte glatt einen Marathon laufen, weit – am Besten bis nach Hause. Bevor die fremdländische Luft wieder anfängt, mich zu ersticken. Doch es geht nicht. Wie sollte ich es ihnen erklären?
Nach zwei Monaten plötzlich auftauchen, obwohl noch ein weiterer wartet: Vielleicht Geldmangel. Das wäre plausible… Oder auch nicht, schließlich habe ich auch zuvor meinen Unterhalt erarbeitet. Wäre nur einer von ihnen mitgekommen. Dann wäre all das hier vielleicht wirklich das ersehnte Abenteuer geworden, viel leichter. Hatten jedoch andere Pläne, meine Freunde. Kann‘s verstehen. Sie bewundern meinen Mut, dass ich nicht aufgebe, alles so gut meistere. Von wegen. Bürgerkrieg in meinem Magen. Zu oft „Gesundheit“ an der falschen Stelle gesagt. In der falschen Sprache. Wäre ganz lustig gewesen, zu zweit. Ich brauche sie. Ihre aufmunternden Worte und Ratschläge. Wird es ein Internetcafe in der nächsten Stadt geben? Ich hätte nach schauen sollen. Vielleicht – Zu spät. Geschlossen. Pechvogel, mal wieder. Und morgen geht‘s weiter. Immer auf Achse. Ins Ungewisse. Allein. Was, wenn ich einen Hitzeschlag erleide und tot umfalle? Was würde passieren, wenn sie mich vergessen? Dieser Gedanke macht müde. Und ich habe Angst, so große Angst.
Vielleicht ist es ja so, dass man selbst dann noch existiert, wenn man nichts hat, was man kennt. Irgendwann würde es wieder Etwas geben, etwas Vertrautes. Nach ein paar Monaten wäre das gewohnter Alltag. Aber vielleicht ist es eher so… Ja. Man würde aufhören zu existieren, wenn es niemanden gibt, der sich für einen interessiert. Und das tun sie doch, oder nicht? Wenn ich nach Hause komme, werden sie alle da sein , am Flughafen. Wartend, nebeneinander stehend. Bestimmt werden sie alles wissen wollen. Was ich noch für Abenteuer bestritten habe. Mal sehen, mit Wasserbüffeln spielen vielleicht nicht, aber… Ich schaue im Internet noch einmal. So einfach. Ein paar weitere Erlebnisse. Gute und …. schlechte. Es wird hart. Der Ausgang ist ungewiss. Das Leben spielt eben nicht im Konjunktiv. Meines soll es nicht. Und, was soll ich sagen, so ist es nun mal, das Leben. Es geht weiter.
August 2017, Klasse 9