Mit glasiger Miene sitzt du auf dem Boden, das Gesicht glatt, die Arme um die Beine geschlungen, um deinen Bauch, damit du nicht auseinander fällst, während die Wände um dich herum immer enger zu werden scheinen und jeder Luftzug eine größere Qual mit sich bringt.

Plakate zieren die Wände, welche Fassaden, Situationen zeigen, welche dir merkwürdig verschoben erscheinen, verrückt, von dir entrückt, sodass sie dir auf die Kehle drücken, deine Augen brennen lassen. Elektroschocks jagen durch deinen Körper, halten dich aufrecht, weil nichts anderes es vermag. Du zitterst so sehr, weil du diesen Bildern, welche deine vier Wände verunstalten, entrinnen willst, ihnen entwachsen, entfliehen willst, da du dich darin nicht mehr wiedererkennst. Die Wände kommen immer näher auf dich zu, sind schon zu nahe, um dich nicht zu berühren, sodass du nun mit letzter Kraft versuchst, die Plakate von dem Wänden zu reißen, da sie aus einem anderen Leben zu stammen schienen. Aus eben jenem Leben willst du unbedingt flüchten, in ein anderes, in dem die Wände noch weiß sind und du neue Poster aufhängen kannst. Ein Unmöglichkeit, denn die Poster sind deine Haut, auf welcher unzählige Geschichten stehen, auf welcher Menschen ihre Unterschriften hinterlassen haben, welche du am liebsten ausradieren würdest.

Und es sind nicht die eigenen vier Wände, die zu eng zu werden drohen, sondern es ist deine Haut, welche zum Platzen gespannt ist. Sie brennt und juckt und treibt dich in den Wahnsinn - und so sehr du sie von deiner Seele reißen möchtest, sie bleibt dicht an dir gedrängt. Sie hält dich gefangen, lässt dich nicht los, sodass du für alle entblößt bist, nackt und von Halbmonden auf den Schulterblättern geplagt. Du glaubst, deine Haut könne nicht mehr enger werden, weil sie dich vollkommen im Griff hat, keinen Platz zum Atmen lässt und du langsam dahinsiechst. Du schwebst im Dämmerzustand zwischen Schmerz und Einöde, bis dein Blick sich verklärt und du dich in die Gefilde des Nichtseins, Nichtkümmerns begibst, die deine Haut in kühles Wasser tauchen, sie beleben und ihr Platz zum Atmen geben. So sehr das Leben dich manchmal einengt, zerdrückt, gibt es doch immer wieder Zeiten, die dich aus dem Höllenschlund der Bilder ziehen und dir neuen Raum, weiße Wände zum Leben und Selbsterfinden geben.

 

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