Die beste Zeit des Tages
Ein Lied wurde angestimmt, heiter, vertraulich. Dieses Mal von der Blockflöte begleitet, welche ich habe mitgehen lassen. Niemand bemerkte uns, wir waren abgeschottet, für einen kurzen Moment unter uns. Frei, das kleine bisschen, was von uns übrig geblieben war, wieder aus den untiefen unserer selbst zu kramen.
Witze wurden erzählt, sich an die alten Zeiten erinnert. Ein bisschen Hoffnung verbreitet. Wir saßen um ein Koksöfchen, welches angenehme Wärme ausstrahlte, die unsere durchfrorenen Leiber durchdrang. Fast wie im Winter, wenn man mit Freunden abends vor dem Kamin sitzt und die Kälte aussperrt. Auf dem Kokser brutzelten verlockend die Kartoffelscheiben und das Stückchen Brot, welches wir heimlich haben mitnehmen können. Unsere Mägen begannen bei diesem verlockenden Geruch laut zu knurren. Zu diesem gesellte sich die pikant aromatische Note einer Zigarette, die wir reihum weitergaben. Jeder zog einmal tief, inhalierte so viel wie möglich von dessen Qualm ein. Es gab schlimmere Arten zu sterben. Die Gerüche überdeckten den widerwärtigen Gestank des Chlors, welcher von den uns umgebenden Leichen ausgeströmt wurde, sodass es fast heimelig anmutete. An den leblosen Körpern störten wir uns nicht weiter. Bald würden wir uns zu ihnen gesellen, bald würde von uns nicht viel mehr übrig sein. Und, was soll ich sagen, wir hatten uns an sie gewöhnt. Hier war es warm, trocken und geschützt. Eigentlich ganz nett, die beste Zeit des Tages.